Edy Portmann präsentierte am 10. September 2018 in seinem Vortrag die Auswirkungen der digitalen Transformation auf unsere Städte. Er geht darin der Frage nach, wie eine künftige Mensch-Technik-Stadt-Symbiose aussehen könnte. Dabei zeigt er auch auf, wie wir aktiv an der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für die Stadt mitwirken können. Die Implementation dieser städtischen Geschäftsmodelle basiert auf Cognitive Computing Technologien, welche das Potential haben, den modernen Menschen zu erweitern.
Zur Einstimmung auf das Thema ist dieser kurze (6:15) Film:
Dank exponentiellem Wachstum in der Anwendung neuer Technologien, der Verfügbarkeit von Rechenleistung (mooresches Gesetz lässt grüssen) und immer höherer Bandbreite wird die digitale Transformation insbesondere in grossen Städten greifbar. Sie berührt immer mehr Lebensbereiche und führt zum tiefgreifenden, sozialen, politischen, kulturellen und ökonomischen Wandel.
Urbanisierung
Dabei spielt die Urbanisierung weltweit eine gewichtige Rolle. Diese beschleunigt sich aufgrund der Bevölkerungsexplosion in diversen Regionen: 1950 lebten weniger als 30% der Weltbevölkerung in Städten, 2007 erstmals mehr als 50%. In Nord- und Lateinamerika sind es heute 84% und in Europa 73%. Die Anzahl der Mega-Cities hat sich seit 1990 von 10 auf 28 fast verdreifacht.
Auch die Schweiz ist davon betroffen: Um 1800 lebten 10% der Bevölkerung in Städten, um 1960 45%; im Jahr 2016 waren es 75%. Zählt man die sogenannten «Gemeinden mit städtischem Charakter» hinzu, leben sogar 84% der Bevölkerung in Städten.
Durch diesen Wandel wachsen die Anforderungen an Städte: Es werden mehr Ressourcen, Gesundheits- und Bildungssysteme benötigt, Wohnraum muss geschaffen oder verdichtet werden. Verkehr und Infrastruktur geraten an die Belastungsgrenze, es braucht neue smarte Lösungen.
Smart Cities
In Smart Cities lassen sich mittels Technologie schönere, lebenswertere Lebenswelten schaffen. Es kann ein Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz geleistet werden, um nachhaltige Systeme zu schaffen mit dem Ziel einer menschenzentrierten Interaktion und Technologie. Smart Cities sind demzufolge eine Symbiose aus Menschen (Citizens), Stadt (City) und Technologie (Technology).
Smart Cities werden in drei Generationen unterteilt: Smart City 1.0 ist technologiegetrieben. Technologieanbieter (wie Cisco und/oder IBM, etc.) «verkaufen» Städten (wie PlanIT und Songdo) ihre IT-Lösungen. Smart City 2.0 aktiviert durch Technologie, geleitet durch die Stadt. Stadtpräsidenten nähern sich den Technologieanbietern mit speziellen Fragen an. Smart City 3.0 wird von Bürgern mitgestaltet. Ihnen wird durch die Stadt partizipatorische Technologie zur Verfügung gestellt, um demokratische Prozesse zu ermöglichen: bürgerzentrierte bottom-up-Demokratisierung der Städte.
Die Vision
Die Vision für die Zukunft ist die Erweiterung von Smart zu Cognitive Cities. Cognitive Computing beschreibt Systeme, die sich menschenähnlich verhalten können. Inspiriert vom Gehirn, imitiert diese menschenzentrierte Künstliche Intelligenz kognitive Prozesse. Sie lässt sich mit Lern- und Kognitionstheorie des Konnektivismus verbinden, um verteilte Kognition zu schaffen. Cognitive Cities adressieren nebst Effizienz auch Resillienz.
Über den Autor
Edy Portmann ist Professor für Informatik und Förderprofessor der Schweizerischen Post am Human-IST Institut der Universität Freiburg i.Üe. Zu seinen transdisziplinären Forschungsschwerpunkten zählt das Thema Cognitive Computing sowie dessen Anwendung auf Städte. Nach einer Lehre als Elektriker studierte er Wirtschaftsinformatik, Betriebs- und Volkswirtschaftslehre und promovierte in Informatik. Er war u.a. bei Swisscom, PwC und EY tätig. Zudem forschte Edy Portmann an den Universitäten Singapur, Berkeley und Bern.
Über die Eventserie
Denkanstoss sind Events von Edorex, durchgeführt in der Denkbar. Ein kurzes Impulsreferat (ca. 30 Minuten) einer Persönlichkeit aus Lehre, Forschung, Wirtschaft, Politik oder Kultur ist der Denkanstoss und gibt das Thema vor, über welches in ungezwungener Atmosphäre diskutiert und debattiert werden darf. Die Diskussionen werden angereichert mit feinen Apérohäppchen und ebensolchen Getränken aus dem Ristorante Verdi.