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31. Jan 2019

Beat Muster

Leiter Marketing & New Business

Am Denkanstoss vom 28. Januar 2019 präsentierte Camille Zimmermann von TRENDONE GmbH seine Thesen rund um das Thema «Erfolgsfaktoren für die zukünftige Mensch-Maschinen-Organisation». Mit der Behauptung «Fremdenfeindlichkeit gegenüber Robotern wird zur Herausforderung der Mensch-Maschinen-Organisation» lancierte Camille seine Präsentation.

Tatsächlich ergab eine im September 2018 veröffentliche Studie von SRG/DATALINK, dass auf die Frage nach der Bedrohung für die Arbeitswelt 67% der Befragten Automatisierung/Künstliche Intelligenz als Bedrohung empfinden:

Künstliche Intelligenz – wo stehen wir heute?

Experten und Marktbeobachter sind sich gleichermassen einig: die Künstliche Intelligenz (KI) bzw. Artificial Intelligence (AI) wird zu massiven Veränderungen in der Wirtschaft und in unserem Alltag führen. Autonomes Fahren, Chatbots, Artificial Coworkers oder Cognitive Computing beginnen, in ersten konkreten Anwendungen eine zumindest teilweise praxistaugliche Umsetzung zu erfahren. Dabei ist «KI ein Sammelbegriff für Techniken, mit deren Hilfe ein Computer Aufgaben erledigen kann, für die ein Mensch seine Intelligenz benötigt» (KPMG, 2018). Von den drei Stufen der AI – Narrow AI, General AI, Super AI – befinden wir uns noch in der ersten Stufe, wonach eine KI spezifische Aufgaben für uns übernehmen kann, wie beispielsweise Waren sortieren, Spam filtern, Sprachen übersetzen oder Suchanfragen vervollständigen. Von der General AI oder gar Super AI sind wir noch weit entfernt.

Besonderheiten der 4. industriellen Revolution

Jede der vier industriellen Revolutionen ist durch besondere Eigenschaften gekennzeichnet – bei der 4. Industriellen Revolution ist essenziell, dass sie nicht linear, sondern exponentiell verläuft. Der Hebel dafür ist zweifellos das Mooresche Gesetz, wonach sich die Rechenleistung pro Fläche alle 18 Monate verdoppelt (bei der KI gilt dieses Gesetzt jedoch schon als überholt, z.B. Erik Brynjolfsson & Andrew McAfee sagen, der Speed nimmt zu und bald haben wir eine Verzehnfachung alle Jahre).

Weitere Besonderheiten sind, dass alle Bereiche betroffen sind (siehe Zitat KPMG), Menschen und Maschinen kollaborativ arbeiten und dass die Automatisierung sichtbar wird (bisher war diese in Fabrikhallen verborgen). Durch die neue Arbeitsteilung wird es zu signifikanten Änderungen in vielen Arbeitsbereichen kommen, wodurch die Garantie auf neue Arbeitsplätze wegfallen könnte. Alternative gesellschaftliche Entwürfe sind also gefragt.

Bereits heute werden Roboter eingesetzt, wenn sie günstiger als ein Mensch sind – Industrieroboter und Roboter im Tertiärsektor erleben zurzeit eine gesteigerte Nachfrage: Erste Lösungen sind auch für mittelständische Unternehmen erschwinglich.

Der Aussage in einer Studie der University of Oxford, wonach in den nächsten 25 Jahren 45% der Jobs verschwinden werden, stehen Berichte beispielsweise vom SingularityHub gegenüber die besagen, dass die Revolution viele neue Jobs schaffen werde. Wir werden sehen.

Akzeptanz & Sabotage

Attacken gegen neue Technologien sind nichts neues – bereits im 19. Jahrhundert wurden Fabriken von aufgebrachten Arbeitern zerstört. Die Arbeiter fürchteten, dass die neuen Maschinen ihnen die Arbeit wegnehmen. Diese Proteste sind unter den Begriffen «Ludditen» und «Maschinenstürmer» bekannt.

Aktuelle Fälle von Angriffen gegen Roboter und KI – beispielsweise gegen selbstfahrende Autos – treten überraschend häufig auf. Dabei ist ein Zusammenhang mit dem Erscheinungsbild von Robotern feststellbar: wenn die Erscheinung einem Lebewesen – beispielsweise ein humanoider Roboter uns Menschen – nachempfunden ist, verhält sich gemäss der Theorie des Uncanny Valley die Akzeptanz nicht linear mit der Menschenähnlichkeit der Figur. Die Akzeptanz steigt zu beginn, nimmt dann aber ab und steigt am Ende erneut an. Umgekehrt ist die Akzeptanz höher, wenn die KI in einer abstrakten Form – beispielsweise als Industrie-Roboter – gestaltet ist.

Reüssierende Mensch-Maschinen-Organisation

Ursache und Wirkung liegen anders als vermutet.

Camille

Camille hat für die reüssierende Mensch-Maschinen-Organisation drei Basisfaktoren und 12 Erfolgsfaktoren identifiziert. Zuerst die Basisfaktoren:

Erstens: Denkweise Mensch MIT Maschine, nicht Maschine GEGEN Mensch.
Roboter und KI werden in unserer Wahrnehmung immer so dargestellt, dass sie gegen Menschen antreten. Beispielsweise gewinn Google DeepMind gegen den Profi-Go-Spieler Lee Se-Dol oder Timo Boll spielt gegen KUKA Robot Tischtennis:

Das Image und die Akzeptanz der KI leiden unter dem Narrativ «Mensch gegen Maschine» – KI und Roboter sind Werkzeuge und sollen mit den Menschen zusammenarbeiten, nicht gegen sie. Sie nehmen uns repetitive, anspruchslose oder gefährliche Arbeiten ab, im Gegenzug erhalten wir beispielsweise Zeit für anspruchsvolle Tätigkeiten. Beispiele: Mäh-Roboter für den heimischen Garten, KI als Entscheidungshilfe bei Finanztransaktionen,  Bionische Prothesen.

Zweitens: Phasen bis 2040 und Phasen ab 2040 unterscheiden.
Wie bisher gezeigt, sind KI und Robotik noch in den Kinderschuhen und weit davon entfernt, als «General AI» zu gelten. Bis in 15 Jahren werden einerseits heute gehypte Lösungsansätze dem Realitätscheck unterzogen worden sein und entweder verschwunden oder produktiv eingesetzt sein. Zudem entwickelt sich unsichtbare KI schneller als das Feld Robotic – es wird lange dauern, bis wir leistungsfähige Roboter haben, die z.B. die Küche aufräumen können.


Viele entscheidende Fragen technischer, rechtlicher und gesellschaftlich-ethischer Natur werden bis dahin zu beantworten sein, damit die Komplexität der (physischen) KI beherrscht werden kann.

Drittens: User-Interface ist wichtiger als der Humanoide Roboter.
Jahrelang hat sich der Mensch den Maschinen angepasst, die er tagtäglich für seine Zwecke einsetzt. Auf der einen Seite  benutzen wir beispielsweise zum Schreiben immer noch eine Tastatur, die auf die ersten mechanischen Schreibmaschinen zurückgeht. Andererseits versuchen Hersteller, Roboter möglichst menschlich aussehen zu lassen. Gerade diese Vermenschlichung führt, wie oben dargelegt, zu Ablehnung der Technologie. Viel zentraler ist der Aspekt, dass die Art und Weise, wie wir mit Maschinen interagieren, unseren natürlichen Erwartungen entspricht. Damit stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt, ohne die Maschine zu vermenschlichen.

Aus den 12 Erfolgsfaktoren hat Camille in seinem Vortrag zwei Faktoren hervorgehoben: Transparenz sicherstellen und Akzeptanz fördern.

Transparenz sicherstellen, damit Mitarbeiter und Kundinnen wissen, wo und warum KI eingesetzt wird, für welche Aufgabenteilung und welche Entscheidungsprozesse.

Akzeptanz aktiv fördern, weil dies die Voraussetzung für erfolgreiche Mensch-Maschinen-Oranisation und den gewinnbringenden Einsatz von intelligenten Maschinen ist. Dazu müssen Mitarbeiterinnen persönliche Vorteile sehen, sie sollen auch mitbestimmen, wo KI oder Roboter sinnvoll eingesetzt werden können. Teams bestehend aus Menschen und Maschinen bilden und sich entwickeln lassen, damit individuelle, erfolgreiche Co-Working-Situationen entstehen können.

Abschluss & Ausblick

Hass und Sabotage kann vernachlässigt werden.

Camille

 

Hass und Sabotage können vernachlässigt werden, weil sich die Ablehnung langfristig gegen Besitzer und Betreiber richtet. Wir Menschen gewöhnen uns schnell an neue Technologien und machen sie uns zunutze.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch, die intelligente Maschinen ablehnen und nicht nutzen, erleiden einen Nachteil in der Leistungserbringung und werden ausgewechselt.

 

Über den Autor

Camille Zimmermann ist seit Oktober 2016 im Team von TRENDONE. Dank seiner beruflichen Tätigkeiten innerhalb der letzten Jahre bringt er ein umfassendes Know-how im Bereich Marketing und Kommunikation mit. Als Keynote Speaker reichen seine Themenschwerpunkte von der Digitalen Transformation über Artificial Intelligence bis hin zu Immersive Experience.
Camille verfügt über einen Master of Advanced Studies ZFH in Business Innovation.

Über die Eventserie

Denkanstoss sind Events von Edorex, durchgeführt in der Denkbar. Ein kurzes Impulsreferat (ca. 30 Minuten) einer Persönlichkeit aus Lehre, Forschung, Wirtschaft, Politik oder Kultur ist der Denkanstoss und gibt das Thema vor, über welches in ungezwungener Atmosphäre diskutiert und debattiert werden darf. Die Diskussionen werden angereichert mit feinen Apérohäppchen und ebensolchen Getränken aus dem Ristorante Verdi.

zum Blog

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