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26. Apr 2023

Die User Experience-Welt ist sehr aufregend. Zumindest für mich. Seit über 10 Jahren bewege ich mich in diesem Bereich und bin immer wieder begeistert von den neuen Trends und Tools, die irgendwelche Probleme nun besser lösen (sollen) als die vorherigen. Was mich jetzt schon seit einiger Zeit beschäftigt und beeindruckt sind No-Code-Tools. Diese Werkzeuge ermöglichen es uns User Experience Designern, Softwareanwendungen zu erstellen, ohne dass wir dazu Programmierkenntnisse benötigen. In diesem Blogpost zeige ich auf, was No-Code ist, welche Anwendungsbereiche es im UX-Design gibt und welche Vorteile dabei mitkommen. Wir werden auch kurz in die Glaskugel blicken, wie die No-Code-Bewegung UX-Design in Zukunft beeinflussen wird. Diese Fragen stellten wir uns auch am ux.feierabend.beer zum Thema No-Code.

 

Was ist No-Code?

Bevor wir uns mit No-Code und den möglichen Anwendungen im Bereich des User Experience Designs beschäftigen, sollten wir zuerst verstehen, was No-Code eigentlich genau bedeutet. Der Begriff bezieht sich auf Tools, die es Benutzer:innen ermöglichen, Anwendungen zu erstellen, ohne dass sie Programmierkenntnisse haben müssen. Dabei wird natürlich nicht «kein Code» geschrieben, sondern die Tools schreiben selber einfach sehr viel Code im Hintergrund, ohne dass man das selber machen muss.

 

Was ist mit Low-Code?

Neben den No-Code Tools gibt es auch sogenannten Low-Code-Tools. Der kleine, aber feine Unterschied (in der Praxis ist das übrigens oft recht fliessend) liegt darin, dass Low-Code-Tools ein gewisses Mass an Programmierkenntnissen erfordern, wohingegen No-Code-Tools meist rein visuell sind und den einfacheren Einstieg wirklich ohne Programmierfähigkeiten erlauben. Low-Code-Tools sind deshalb auch eher für Entwickler gedacht, die bereits über grundlegende Programmierkenntnisse verfügen. So sind Low-Code-Tools in der Regel komplexer und umfangreicher als No-Code-Tools.

Visuelle Tools

No-Code-Tools sind grundsätzlich sehr visuell ausgelegt, so dass mit Drag-and-Drop-Elementen einfach Abläufe zusammengeklickt werden können. Das Ganze ist selbstverständlich nicht wirklich neu und die No-Code-Bewegung geht eigentlich auch ziemlich weit zurück. Bereits in den 90er konnten beispielsweise mit MS Access einfache Datenbankanwendungen zusammengeklickt werden. Damals existierte der Begriff No-Code einfach noch nicht und die Auswahl der Tools war damals auch noch sehr überschaubar. Das Prinzip ist auf jeden Fall nicht neu. Dennoch gibt es wohl auch heute immer noch einige Firmen, deren Business auf Access-Lösungen läuft 😉. In der heutigen Zeit gibt es einfach viel mehr verschiedene Tools und die No-Code-Bewegung hat eine neue Dynamik. Die No-Code-Community teilt zudem gern ihre Erfahrungen und begeistert so immer mehr Menschen ohne Programmierkenntnisse, ihre Geschäftsideen zu testen und die technischen Lösungen auch gleich selber zu basteln.

Funktionsweise No-Code Tools

 

Vor- und Nachteile von No-Code

Vorteile:

Einfach zu erlernen
No-Code-Tools erfordern keine Programmierkenntnisse. Die Leute können schnell und einfach Anwendungen erstellen, ohne sich mit Code beschäftigen zu müssen.

Schnell zu entwickeln
No-Code-Tools ermöglichen es, Anwendungen schnell zu erstellen. Der initiale Aufwand für eine Entwicklungsumgebung fällt weg und auch sonst kommen viele häufig genutzte Elemente wie ein Benuzter-Login als Bausteine mit. Dies ermöglicht es auch, schnell wieder Anpassungen vorzunehmen.

Günstig
No-Code-Tools können günstiger sein als die Entwicklung einer Softwarelösung mit Code. Man kommt ohne Programmierkenntnisse bereits sehr weit und benötigt deshalb nicht zwingend mehr Spezialist:innen dafür.

Nachteile:

Eingeschränkte Funktionalität
Vieles ist möglich, jedoch nicht alles. No-Code-Tools haben oft eine begrenzte Funktionalität und es können nicht so komplexe Lösungen wie bei der Individualsoftware-Entwicklung erarbeitet werden. Es gibt auch Einschränkungen bei der Anpassung von Designs. Gewisse No-Code-Tools lassen nicht alle Wünsche bezüglich der User Experience zu, die bei der Individualsoftware-Entwicklung möglich sind.

Abhängigkeit von Tools und Plattformen
Wenn man No-Code-Tools verwendet, ist man auf die Verfügbarkeit und Funktionalität dieser Tools angewiesen. Wenn ein Tool nicht mehr verfügbar ist oder nicht mehr unterstützt wird, kann dies zu Problemen führen. Zumindest die Daten können jedoch meist exportiert werden.

Vielfalt der Tools
Aktuell gibt es noch keine Standards, die sich durchgesetzt haben. Klar gibt es bekanntere Plattformen, jedoch auch kleinere Tools können grossen Nutzen bringen. Sich mit dieser komplexen Tool-Welt auseinander zu setzen ist nicht das, was Spass macht. Wir wollen Tools, die einfach funktionieren 😉

 

3 Überlappende Kreise von No-Code Tools: Design & Content, Spreadsheets und Automation
«Arten» von No-Code Tools und deren Überlappung. © Scott Brinker.

 

Was kann ich als User Experience Designer:in mit No-Code machen?

Es gibt natürlich viele Anwendungsbereiche für No-Code im UX-Design:

Prototyping

Mit No-Code-Tools können UX-Designer schnell Prototypen erstellen, um ihre Designs zu testen und zu überprüfen, ob sie intuitiv und benutzerfreundlich sind. Dabei ist einiges mehr möglich als nur klickbare Prototypen à la Figma. Macht euch am besten selbst mal ein Bild davon 😉

Mobile App-Design

No-Code-Tools wie Bubble, Adalo und Glide ermöglichen es UX-Designern, mobile Anwendungen ohne Programmierkenntnisse zu erstellen. Dabei lassen sich auch einfache Datenbanken wie Spreadsheets zur Inhaltsverwaltung einsetzen, was bereits sehr viele Anwendungsfälle erlaubt.

Entwicklung von MVPs

Ein Minimum Viable Product, also ein erstes marktfähiges Produkt muss nicht zwingend die Ressourcen von Softwareentwicker:innen beanspruchen. Hier geht es darum, möglichst schnell die wichtigsten Hypothesen zu validieren und auf dem Markt Feedback zu holen.

Web-Design

No-Code-Tools wie Webflow oder Framer ermöglichen es UX-Designern, ansprechende und interaktive Websites und Landing Pages zu erstellen, ohne dafür Code zu schreiben.

Automatisierung

Mit No-Code-Tools wie Zapier, Make (ehemals Integromat) und Airtable können UX-Designer Prozesse automatisieren und Aufgaben automatisch ausführen lassen.

Was bringt das jetzt meiner Unternehmung?

No-Code-Entwicklung ist eine Superpower, die es Menschen ohne Programmierkenntnissen ermöglicht, einfache Anwendungen zu bauen, ohne dass dafür Entwicklungsressourcen erforderlich sind. Der Code ist natürlich (meist) nicht auf dem Niveau eines guten Entwicklungsteams, jedoch ist das auch nicht immer nötig. Es gibt viele Bereiche, wo ein einfacher Durchstich zur Validierung gewisser Annahmen einen grossen Mehrwert bringt. Wenn dabei zudem noch Entwicklungsressourcen geschont werden – um so besser.

Also nochmals kurz:
Es gibt viel Potenzial in der Erleichterung des Designprozesses. Mit No-Code-Tools wird es UX-Designern ermöglicht, erweiterte Prototypen schnell und einfach zu erstellen um Designs sowie Geschäftsmodelle live zu testen.

Wie wird sich No-Code auf die UX-Arbeit auswirken?

Eine grosse Rolle wird die Entwicklung der Tools spielen. Wenn Werkzeuge, die die gestalterische Flexibilität von Figma bieten und dies mit der Möglichkeit daraus interaktive Anwendungen zu bauen paaren, werden wir sicher in eine spannende Zukunft steuern. Das Tool Bravo Studio geht beispielsweise bereits ungefähr in diese Richtung. Aber auch Adalo ist sehr einstiegerfreundlich und ermöglicht es, innerhalb sehr kurzer Zeit sehr ansprechende Anwendungen zu bauen. Dabei gibt es momentan aus meiner Sicht noch etwas zu viele Einschränkungen, die eine optimale User Experience verunmöglichen. Wenn die Entwicklung jedoch weiter so voranschreitet, werden wir innerhalb kurzer Zeit noch einiges erleben. Mein Tipp ist es, sich bereits heute mit den Tools vertraut zu machen und beispielsweise auch mal in einem Design Sprint statt einen Figma Prototypen mit einem No-Code einen brauchbaren Testfall zu entwickeln. Behaltet die Technologie auf jeden Fall im Auge, da tut sich aktuell gerade einiges…

 

Dieser Blogpost ist ein Follow-up bzw. eine Zusammenfassung vom ux.feierabend.beer zum Thema No-Code. Falls dich solche und ähnliche Themen interessieren, bist du herzlich eingeladen, an einem Meetup teilzunehmen. Bereits seit 8 Jahren fördert das ux.feierabend.beer Meetup den lockeren Austausch zwischen Menschen, die sich für User Experience interessieren. Ob frisch in der Branche oder bereits mit viel Erfahrungen – alle sind willkommen und können voneinander lernen und profitieren.

ux.feierabend.beer Meetup zum Thema No-Code in der Denkbar

Angeregte Diskussion am ux.feierabend.beer in der Denkbar Bern.

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