Die Frage, welche Art von Software für ein Unternehmen besser passt, hat nichts an Aktualität verloren. Ist es Standardsoftware oder doch eher Individualsoftware? Was sind eigentlich die Unterschiede, und wann ist es angezeigt, sich diese Frage vor einer Entscheidung bewusst zu stellen? Im vorliegenden Beitrag gehen wir diesem Thema auf den Grund.
Standardsoftware
Unter Standardsoftware lässt sich Software zusammenfassen, die als Produkt gekauft und mit oder ohne Konfiguration und Customizing für die Abwicklung von mehr oder weniger genau umrissenen Aufgaben in einem Unternehmen eingesetzt werden kann. Beispiele für diese Art von Standardsoftware sind Buchhaltung, Liegenschaftsmanagement, ERP, PPS oder CRM, welche keinen Branchenfokus aufweisen. Richtet sich Standardsoftware an Firmen einer bestimmten Brache und deckt deren spezifische Bedürfnisse ab, sprechen wir von Branchensoftware.
Individualsoftware
Individualsoftware wird genau auf die Bedürfnisse von Firmen oder einzelnen Anwendergruppen designed und massgeschneidert. Sie eignet sich für alle Branchen sowie für funktionsübergreifende Lösungen und kommt überall dort zum Einsatz, wo keine Standardsoftware eingesetzt werden kann.
Unterschiede in der Einführung
Standardsoftware wird für möglichst viele Firmen mit identischen und standardisierten Prozessen designed und entwickelt. Demgegenüber deckt Individualsoftware einen spezifischen, einzigartigen Prozess oder eine Problemlösung für eine einzige Firma oder Anwendergruppe ab. Eine Standardlösung kann im besten Fall innerhalb weniger Monate eingeführt werden.
Das Vorgehen für die Einführung einer Standardlösung unterscheidet sich wesentlich von jenem bei Individualsoftware. Während die vorhandenen Schnittstellen, Prozesse und der Output weitgehend an die Standardlösung angepasst werden und die Firmen sich somit an die durch die Software vorgegebenen Standards halten müssen, passiert bei der individuellen Lösung das Gegenteil: die Software wird so designed und entwickelt, dass die spezifischen Schnittstellen, Prozesse und Outputs genau den Anforderungen der Firma entsprechen und somit einzigartig bleiben. Die Entwicklung einer individuellen Lösung beansprucht je nach Umfang zwischen fünf bis neun Monate für die erste Version.
Time-to-Market
Die Standardsoftware wird mit dem Funktionsumfang XY beschafft und kann allenfalls bei der Einführung noch etwas angepasst (Customizing) werden. Diesen Anpassungen sind natürlich Grenzen gesetzt, denn die Lösung soll ja updatefähig bleiben, damit der nächste Release mit neuen und angepassten Features problemlos installiert werden kann. Die Dauer, bis ein neues Feature durch die Anwender:innen genutzt werden kann, kann von einigen Monaten bis mehrere Jahre betragen.
Hingegen wird die individuelle Lösung – zumindest bei Edorex – im agilen Vorgehen genau auf die Bedürfnisse abgestimmt und laufend weiterentwickelt, damit sie mit den Anforderungen des Unternehmens oder der Anwendergruppe mitwächst und jede Veränderung mitmachen kann. In kurzen Zyklen von wenigen Wochen können neue Features eingeführt werden.
Hoher Standardanteil für Individualsoftware
Um es noch etwas komplizierter zu machen: Begünstigt durch die Cloud-Technologie wird bei Individualsoftware nur noch entwickelt, was noch nicht irgendwo als Service, Library oder Framework bereits existiert. Eine individuelle Software besteht zu einem hohen Prozentsatz aus Komponenten, welche als Standardbaustein eingebunden oder genutzt werden. Und was einmal entwickelt wurde und ein zweites Mal in ähnlicher Form weiterverwendet werden kann, wird automatisch als Standardbaustein für zukünftige Projekte aufgenommen. Auf diese Weise wächst der Katalog mit wiederverwendbaren und nutzbaren Komponenten und Services stetig, was wiederum die Entwicklungszeit positiv beeinflusst.
Für welche Firmen ist welche Software geeignet
Diese Frage lässt sich so nicht beantworten. Vielmehr sind es eine ganze Reihe von Fragen, welche zur Entscheidung herangezogen werden müssen:
- Welche Problemstellung soll gelöst werden?
- Welche Anwender:innen sind davon betroffen?
- Sind meine Kund:innen davon direkt betroffen?
- Ist der betroffene Prozess/Problemstellung für den Wettbewerbsvorteil relevant?
- Sind das Geschäftsmodell resp. die Produkte resp. die Dienstleistungen einzigartig und sollen durch die Softwarelösung gestärkt werden?
- Was kann durch den Einsatz der Softwarelösung an Effizienz und Wettbewerbsvorteilen gewonnen werden?
- Welche Schnittstellen sind vorhanden und müssen berücksichtigt werden?
- Gibt es organisatorische Massnahmen, mit welchen die Problemstellung gelöst werden kann?
- Gibt es bestehende Softwarelösungen im Unternehmen, die erweitert werden können?
- Gibt es Services oder Software in der Cloud, mit welchen die Problemstellung komplett oder teilweise gelöst werden können?
Fazit
Die Frage, wann welche Art von Software angebracht ist, kann nicht generalisiert werden. Absolut zentral ist es zu verstehen, welches Problem mit dem Softwareeinsatz gelöst werden soll. Das heisst, dass man früh im Prozess mit allen beteiligten Personen eine breit angelegten Problemanalyse (oder Problemraum) durchführt. Erst wenn das Problem verstanden, sie Situation der involvierten Pesonenkreise (Personas) begriffen und die Bedürfnisse geklärt sind, macht die Lösungsfindung Sinn. Denn nun fällt die Suche nach einer geeigneten Lösung leichter, und die Frage ob Standard- oder Individualsoftware weicht der übergeordneten Anforderung, die aufgedeckte Problemstellung zugunsten der betroffenen Personen optimal zu lösen.