Im folgenden Artikel beschreibe ich – aus Sicht des Projektleiters – welche Erfahrungen und Erkenntnisse ich bezüglich User Experience (UX) im Rahmen eines Individual-Softwareentwicklungsprojekts gesammelt habe.
UX in der Theorie
Gemäss Wikipedia versteht man unter UX allgemein das Nutzererlebnis bei der Produktinteraktion. Der Begriff wird dabei meist im Zusammenhang mit der Gestaltung von Websites oder Apps verwendet. Die ISO-Norm 9241-210 beschreibt UX als die Wahrnehmung, die Emotionen und die psychologischen sowie physiologischen Reaktionen einer Person bei der Benutzung eines Produkts. Damit ist UX die Konsequenz der Gestaltung, der Funktionalität und der Leistungsmerkmale eines Produkts, die unter den Aspekten Stabilität, Nützlichkeit und Ästhetik beurteilt wird.
Die aufgeführten Punkte entsprachen bis vor ein paar Monaten in etwa meiner Auffassung bezüglich UX. Zusätzlich habe ich darunter in unserem Kontext zusätzliche Aspekte wie die Erstellung von Mockups und klickbaren Prototypen sowie die Mithilfe bei der Gestaltung der Benutzeroberfläche verstanden.
Soweit passt das alles ganz gut. Doch in der Praxis ist das zu wenig weit gegriffen, denn die adäquate, effektive Umsetzung impliziert ein bisschen mehr.
UX in der Praxis
Zur Ausgangslage im Projekt muss erwähnt werden, dass es sich dabei zu gut 70% um eine Migration einer bestehenden Lösung handelte. Bei der Aufwandschätzung sind wir (das Schätzteam, bestehend aus mir und einem erfahrenen Architekt/Entwickler) davon ausgegangen, dass der Anteil für UX nicht sonderlich gross sein würde. So sahen wir vor, dass die Benutzeroberfläche im Zuge der Neuentwicklung überarbeitet und die Bedienbarkeit überprüft und optimiert werden sollte. Weiter gingen wir davon aus, dass der Hauptaufwand auf die neuen Funktionalitäten fallen würde. An dieser Stelle muss ich zudem festhalten, dass wir das beschriebene Vorgehen auch gewählt hatten, um die Kosten etwas tiefer zu halten, da der Kunde eine Konkurrenz-Offerte eingeholt hatte und keine expliziten UX-Leistungen forderte.
Während der Projektabwicklung stellte sich relativ schnell heraus, dass der UX-Aufwand doch höher ausfallen würde. Der massgebliche Grund dafür lag wohl darin, dass der UX-Designer die Funktionalität der zu entwickelnden Lösung fundiert verstehen muss. Es liegt auf der Hand, dass es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist, ohne das notwendige, detaillierte Hintergrundwissen eine benutzerfreundliche Lösung zu gestalten.
Fazit
Damit sind die grundlegenden Erkenntnisse aus dem Projekt, dass im Sinn von Effektivität (das Richtige) und Effizienz (richtig tun) die UX-Aufgaben idealerweise mit der Anforderungsanalyse und, soweit sinnvoll und möglich, mit der PPO-Rolle (Partner Product Owner) kombiniert werden. Mit diesem Ansatz vereinen sich zentrale Aspekte, welche für den Projekterfolg kritisch sind – weiter wird damit eine klare Schnittstelle zwischen dem Entwicklungsteam und dem Kunden geschaffen. Nicht zuletzt werden auch Reibungsverluste vermieden und Kosten gespart.