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2. Mai 2022

Beat Muster

Leiter Marketing & New Business

Die Methode des Design Sprint wurde von Google Ventures (GV) erfunden, um in fünf Tagen Geschäftsideen mithilfe von Design, Prototypen und Tests durch Anwenderinnen und Anwender zu verifizieren. Der Design Sprint vereint das «Best of» der Methoden aus Design Thinking, Verhaltensforschung, Innovation und Strategie in einem kompakten, erprobten Prozess, der von Teams angewendet werden kann. Jake Knapp veröffentlichte 2016 das Buch «Sprint: How to Solve Big Problems and Test New Ideas in Just Five Days» mit allen Anleitungen und Ressourcen die es braucht, um selber einen Design Sprint durchzuführen. Seither wurden hunderte von Design Sprints für alle möglichen Problemstellungen und Geschäftsideen durchgeführt.

Wie ist der Design Sprint-Ablauf?

Der Design Sprint erstreckt sich im Original von GV über fünf Tage: am Montag wird eine «Landkarte» der Problemstellung gemacht, am Dienstag werden mögliche Lösungen für das Problem gezeichnet, am Mittwoch entscheidet sich das Team für die stärkste Lösung, am Donnerstag wird diese als realistischer Prototyp umgesetzt und am Freitag durch Anwenderinnen und Anwender getestet. Damit das Team während des Design Sprints im Flow bleibt, sollte der Prozess an fünf aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt werden. Unter Umständen kann es aber schwierig bis fast unmöglich werden,  die unbedingt erforderlichen Fachpersonen während längerer Zeit aus dem Tagesgeschäft zu nehmen.
Wir haben die Dauer von fünf  auf vier Tage reduziert, ohne dass die Qualität des Prozesses leidet. Dabei wurden die Prozesse der ersten drei auf zwei Tage komprimiert. Im Design Sprint in vier Tagen benötigen wir die Fachpersonen nur für die ersten beiden Tage, Kundinnen und Kunden an zwei Tagen zu je rund 45 Minuten. Auf diese Weise ist es viel einfacher, einen Design Sprint mit allen notwendigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu planen.
Der Design Sprint-Prozess nach dem Viertage-Schema sieht somit so aus:

  • Tag 1 «Map & Sketch»: Wir sammeln Informationen, machen eine Auslegeordnung und einigen uns darauf, welches Problem wir in den nächsten vier Tagen lösen möchten. Am Nachmittag skizzieren wir verschiedene mögliche Lösungsansätze.
  • Tag 2 «Decide & Storyboard»: Wir entscheiden uns für den stärksten Lösungsansatz und arbeiten die Details dazu aus. Wir fokussieren uns auf die wichtigsten und dringendsten Fragen. Dann erstellen wir das Storyboard, das den Umfang des Prototyps absteckt.
  • Tag 3 «Prototyp»: Wir bauen einen realistischen Prototyp.
  • Tag 4 «Test»: Wir testen den Prototyp mit Anwenderinnen und Anwendern der Zielgruppe

 

Was ist ein Design Sprint?

Wer nimmt am Design Sprint teil?

Um einen Design Sprint durchzuführen, braucht es eine Reihe von Rollen, die zwingend besetzt werden müssen:

  • Facilitator: Leitet den Sprint methodisch und zeitlich. Verantwortlich fürs Timekeeping, Zusammenfassen von Informationen, Festhalten von Entscheiden. Ist an jedem Tag dabei.
  • UX Designer, Softwarearchitekt:in: Bei Design Sprints für ein digitales Produkt  müssen diese beiden Rollen zwingend besetzt werden mit jenen Leuten, die später ggf. das Projekt umsetzen werden. Sie sind an jedem Tag dabei.
  • Entscheider:in: Offizieller Entscheidungsträger des Projekts, beispielsweise Product Owner. Bei wichtigen Entscheidungen während des Sprints zählt seine/ihre Stimme stärker. Ist an jedem Tag dabei, am dritten Tag für Rückfragen sporadisch.
  • Teilnehmende, Fachpersonen: Wer am Sprint beteiligt ist, arbeitet mit und zeigt vollen Einsatz. Sind an den ersten zwei Tagen und bei Interesse sporadisch am vierten Tag dabei.
  • Anwender:innen, Expert:innen: Interviewpartner am ersten Tag und Tester:innen am vierten Tag  für je rund 45 Minuten.
  • Auftraggeber:in, Projektleiter:in, Sponsoren: Erhalten zu Beginn jedes Tags eine Zusammenfassung, was am Tag vorher gelaufen ist. Sollen am Testtag reinschauen 😉

Wie diese Liste mit den Teilnehmenden zeigt, liegt die Hauptlast auf den ersten vier Rollen. Für den Testtag ist es eminent, mindestens fünf Testpersonen exakt aus dem Zielsegment zu rekrutieren. Dies stellt sich immer wieder als Hürde heraus. Es empfiehlt sich daher, mit der Rekrutierung unmittelbar dann zu starten, wenn das Zielsegment definiert ist.

Was sind die Resultate?

Die Resultate aus einem Design Sprint sind vielfältig. Das offensichtliche Resultat ist der Prototyp, wobei es sich dabei um vielerlei mögliche Umsetzungen handeln kann: eine klickbare App, ein Möbelstück aus Karton, eine Kundenberatungszone aus Lego, das  Styropor-Steuerpult eines Raumschiffs, etc. Wichtig ist, dass der Prototyp durch mindestens fünf Testpersonen einem identischen Testszenario folgend getestet werden kann. Das zweite offensichtliche Resultat sind somit die dokumentierten Testergebnisse.

Wann ist Design Sprint sinnvoll?

Manchmal ist jede Schraube ein Nagel, wenn man einen Hammer hat – so ähnlich verhält es sich auch mit dem Design Sprint. Wenn du einmal einen erfolgreichen Design Sprint durchgeführt hast, alle sind zufrieden und die Produktidee kann erfolgreich umgesetzt und auf den Markt gebracht werden, ist die Verlockung gross, bei jeder möglichen Problemstellung mit dem Design Sprint zu antworten.
Doch nicht immer ist dieser Prozess passend. Beispielsweise muss die Design Challenge (resp. Problemstellung) klar und ein Geschäftsmodell zumindest in den Ansätzen ersichtlich sein (wurde schon ein Lean Canvas erstellt?). Auch ist es wichtig, genügend Budget für eine mögliche Produktentwicklung vorgesehen zu haben. Es nützt nichts, im Design Sprint ein Prototyp eines wirklich tollen Produkts mit vielversprechendem Geschäftsmodell zu bauen, wenn dann kein Geld für Umsetzung vorhanden ist. Andererseits muss auch die Bereitschaft vorhanden sein, das Vorhaben mit Würde zu Grabe zu tragen, wenn das Businessmodell nichts hergibt und die Anwenderinnen die Produktidee nicht gut finden.

Was passiert danach?

Wie zuvor angetönt gibt es nach dem Design Sprint drei Möglichkeiten.
Im ersten und besten Fall kommt die Produktidee bei den Kundinnen und Kunden gut an und das Geschäftsmodell würde wahrscheinlich funktionieren. Hier ist der nächste Schritt, so unmittelbar wie möglich mit der Produktentwicklung zu starten, und zwar im Sinne eines Minimal Viable Products (MVP), um die Reaktionen am realen Markt zu testen.

Im zweiten Fall kommt zwar auch eine Produktidee mit Prototyp beim Design Sprint heraus, aber es hat nur noch wenig mit der ursprünglichen Idee zu tun. Es kommt aber bei Kundinnen sehr gut an, das Geschäftsmodell könnte funktionieren. Hier muss nun entschieden werden, wie mit der neuen Situation umgegangen werden soll: Idee selber umsetzen, Idee an Partnerfirma «verschenken» oder abbrechen?
Im dritten Fall fällt die Idee komplett durch. Die Kundinnen finden das Produkt nicht gut, überflüssig oder würden es schlicht nicht verwenden bzw. nichts dafür bezahlen. Der entstandene Schaden ist glücklicherweise überschaubar (nur die Kosten für Design Sprint), das Budget für die geplante Umsetzung kann für weitere Ideen eingesetzt werden.

Fazit

Der Design Sprint ist ein tolles Instrument und geeignet für alle (un-)möglichen Fragestellungen und Challenges. Das Format von vier Tagen erlaubt es, sehr konzentriert und komprimiert am Thema zu arbeiten. Die dabei entstehenden Prototypen sind sehr hilfreich, um das Verhalten von Anwender:innen und Kund:innen in einem realen Case zu testen. Am Ende des Design Sprints liegt eine verifizierte Geschäftsidee oder eine Produktidee vor, damit eine fundierte Entscheidung für das weitere Vorgehen gefällt werden. Ohne, dass viel Geld und Ressourcen dafür aufgewendet worden sind. Was will man mehr?

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